NACHRUF: Marianne Furtner
Es ist schwer zu verstehen, wenn ein Mensch, der so viel für Bildung, Kultur und Politik bewegt und initiiert hat wie Marianne Furtner viel zu früh von uns gehen musste. Der Verlust wiegt schwer und die Tatsache schmerzt, diesen lieben guten Menschen nicht mehr unter uns zu wissen.
Als leidenschaftliche Pädagogin der seinerzeitigen Hauptschule Euratsfeld verstand Marianne Furtner ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Auftrag umfassender Bildung, die auch Gedanken und Inhalte abseits des klassischen Lehrplans betrafen. „Themen, die in der Schule anscheinend keinen Platz hatten, waren für sie Themen. Das macht die Besonderheit eines Lehrers aus. Die Zwischenräume sind oft viel wertvoller als alles andere.“, erinnert sich der bekannte Fotograf Weinfranz an seine Hauptschulzeit in Euratsfeld. Sie gründete eine Schultheatergruppe, ermutigte ihre SchülerInnen gemeinsam ein Theaterstück zu erarbeiten und ermöglichte ihnen auch Aufführungen bei den Jugendtheatertagen in Tulln und Schwechat. Später entwickelte sich daraus die Kabarettgruppe „Die Armleuchter“. Fünf Programme schmiedeten die drei Schulkollegen Manfred Hochholzer, Roman Honauer und Franz Weingartner in den 90iger Jahren. „Sie hatte für unser Kabarett den Grundstein gelegt. Marianne gehörte zu den LehrerInnen, von denen ich für mein weiteres Leben ganz viel mitgenommen habe. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.“
Marianne Furtner hat sehr früh erkannt, wie wichtig es ist, sich mit den brennenden Fragen der Gegenwart wie Umwelt und Migration auseinanderzusetzen: Achtsamkeit einzufordern, Toleranz zu leben und das Miteinander vor dem Eigennutz zu stellen. Politisch aktiv war sie im Gemeinderat und im Kulturausschuss der Stadtgemeinde Amstetten vertreten. Ihr bürgerliches Engagement, ihre unerschütterliche Haltung zu gesellschaftspolitischen Herausforderungen äußerten sich in zahlreichen legendären Veranstaltungen, die sie initiiert und mitorganisiert hat, wie das mehrjährige „Fest für Freunde“ im Rahmen des Vereins SüdFilmFest (deren Mitgründerin sie war) im Schloss Ulmerfeld. Es zeugt von großer Weisheit und einem feinen Gespür für die soziale Gemengelage, dass Marianne Furtner bereits damals kulturelle Diversität als selbstverständlichen Teil regionalen Kulturlebens als einzig sinnstiftendes gesellschaftliches Prinzip erhoben hat. Sie baute Brücken, ermöglichte Zugänge und schaffte Verständnis. „Abende, an denen man gespürt hat wie wichtig es Marianne ist, einen Beitrag zu einem besseren Miteinander zu leisten, daran mitzuarbeiten, dass Barrieren zwischen den Menschen abgebaut und mehr Verstehen und Verständnis aufgebaut werden.“, erinnert sich Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, die damals als Kulturstadträtin mit Marianne Furtner, die für die Grünen im Gemeinderat saß, immer wieder gemeinsam Projekte auf den Weg gebracht hatte.
So war Marianne Furtner mit ihren MitstreiterInnen auch beim Viertelfestival spiel:räume 2008 mit dem vielbeachteten Projekt „Du nix ärgern“ präsent, das in Anlehnung an das Spiel Mensch ärgere dich nicht Erfahrungen aufzeigte, die Menschen bei dem Versuch machen, Österreicher zu werden: Brisant, gegenwärtig, anspruchsvoll bis zum heutigen Tag. Das zeichnete das politische und kulturelle Wirken Marianne Furtners aus. Es war nie rückwärtsgewandt, sondern immer am Puls der Zeit und wirksam bis in unsere Gegenwart.
„Marianne diskutierte nicht über Integration, sie lebte Integration und das Zeit ihres Lebens. Voller Empathie und mit großem Engagement hatte sie stets ein offenes Ohr für die Anliegen und Sorgen von geflüchteten Menschen, die sie ehrenamtlich unterstützte und ihnen Unterricht gab. Dafür gebührt ihr vollster Respekt.“, so Gerhard Steinkellner, ehem. Obmann des Vereins SüdFilmFest.
Marianna Furtner war Zeit ihres Lebens eine wichtige Impulsgeberin, „die uns als Ideengeberin sehr fehlen wird“, meint auch Ernst Gassner vom Verein Kulturhof Amstetten, deren Obfrauschaft sie viel zu früh krankheitshalber zurücklegen musste. „Marianne hat mit ihrer Arbeit in wichtigen Kulturvereinen der Stadt Amstetten an einem weltoffenen Amstetten mitgearbeitet.“, verweist Ulrike Königsberger-Ludwig auf das unermüdliche Engagement und die wichtige Rolle, die Marianne Furtner für die Regionalkultur spielte.
Wir müssen uns nun ohne Marianne Furtner in unserem Leben zurechtfinden. Es wird andere geben, die bewegen, initiieren, Ideen antreiben und sich engagieren, weil wir uns auf Frauen wie Marianne Furtner berufen können, die von innen in die Welt strahlte: mit ihren Überzeugungen, klaren Werten und einem unerschütterlichen Glauben an ein Miteinander. Sie wird uns noch lange fehlen. Allen, die sie gekannt und geliebt haben.
Im Namen von:
Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig
Georg Edlinger, Musiker
Ernst Gassner, Kulturhof Amstetten
Gerhard Steinkellner, ehem. SüdFilmFest
Franz Weingartner, Fotograf